Ach, ich bin so zufrieden mit meiner Flüssigseife

Die Unterschiede zwischen flüssiger „Seife“ und echter Seife.

Häufig höre ich diesen Satz, wenn ich irgendwo auf einer Veranstaltung stehe und Kunden durchaus interessiert schnuppernd an den Auslagen vorbeilaufen.
Da, wo Seifen ausgestellt und verkauft werden, ist auch die Duftinstallation – das ist einfach so und es riecht wirklich unwiderstehlich. Komm mal vorbei.

Der Eingangssatz offenbart allerdings auch, dass viele, die eigentlich Wert auf ihre Hautpflege legen, gar keinen Unterschied machen zwischen einem Waschstück oder Syndet – so die Bezeichnung von Industrie- und Flüssigseifen – und echter Seife. Und warum auch? Es steht doch überall „Seife“ drauf, ist doch alles dasselbe. Oder etwa nicht?

Wie bei Marmelade und Konfitüre gibt es auch hier rechtlich klare Definitionen.
Das, was in Spendern, Duschgel-Tuben und sogar in vielen festen Drogerie-Seifen steckt, ist meist keine Seife im eigentlichen Sinne, sondern ein Syndet – eine synthetische waschaktive Substanz.
Es wird industriell hergestellt, enthält keine verseiften Öle und erfüllt die gesetzlichen Voraussetzungen, um nicht als Seife gelten zu müssen. Trotzdem steht auf der Flasche gern etwas mit „cremig“, „pflegend“ oder „pH-hautneutral“. Sie können billigst in Massen hergestellt werden und je nach Trend mit höheren, tieferen und neutralen pH-Werten aufwarten. Pflege sucht man allerdings meist vergebens.

Was ist eigentlich echte Seife?

Um zu verstehen, warum das alles überhaupt einen Unterschied macht, lohnt sich ein Blick in den Seifenkessel – im wahrsten Sinne.

Echte Seife entsteht, wenn pflanzliche Öle und Fette mit einer Lauge reagieren. Dieser Prozess nennt sich Verseifung. Dabei werden die Fettmoleküle in zwei Dinge aufgespalten:

  • Glycerin (das bleibt in handgemachter Seife erhalten und ist gut für die Haut),
  • und Seifenmoleküle – das sind die, die Schmutz lösen und abwaschbar machen.

Das Ergebnis ist ein Reinigungsstück mit leicht basischem pH-Wert, das weder Konservierungsmittel noch künstliche Tenside braucht, weil es von Natur aus eine waschaktive Substanz und stabil ist.
Und ja: Das ist Seife im eigentlichen und gesetzlichen Sinn.

Seifen werden heutzutage überwiegend in kleinen Seifenmanufakturen in kleinen Chargen hergestellt und erfreuen sich wieder größer werdender Beliebtheit.

Seifenkunden sind häufig sehr treu, wenn sie „ihre“ Seife gefunden haben. Sie schwören auf ihre Seifentante, wahlweise auch Seifenonkel und deren Seifen.

Seife oder pH-neutral

Beides zusammen geht nicht.

Für einige ist „pH-neutral“ ein Muss, sie schwören einfach drauf. Ob es wirklich sinnvoll ist, darüber streiten sich die Geister und es ist auch ein ganz eigenes Thema.
Aber die Frage bleibt:
Kann man den pH-Wert von Naturseife nicht einfach auf 5,5 senken? Dann wäre sie doch Haut-neutral?“

Interessante Idee.

Zur Erinnerung: Der pH-Wert der Haut liegt ungefähr bei 5,5 – also leicht sauer. Das schützt uns vor Keimen und hilft, die Hautbarriere intakt zu halten.

Und trotzdem die kurze Antwort: Nöö – das geht nicht.

Sobald man versucht, eine echte Seife ansäuern, also ihren pH-Wert künstlich zu senken, passiert Folgendes:

Die Seifenmoleküle zerfallen zurück in freie Fettsäuren und Glycerin. Dieser Prozess nennt sich Rückverseifung.
Der Klumpen früherer Seife wird schmierig, verliert seine reinigende Wirkung und riecht oft auch nicht mehr ganz nett.

Seife ist chemisch gesehen das Salz von Fettsäuren und Salze dieser Art sind nun mal basisch, weil Lauge im Spiel ist.

Damit ist Seife per Definition basisch – genau wie Essig sauer ist und Zucker süß.
Ein pH-neutraler Zustand (5,5–7) und echte Seife schließen sich chemisch absolut aus, weil Säure Lauge neutralisiert und umgekehrt.

Wenn du etwas mit pH 5,5 möchtest, brauchst du ein Produkt auf Basis künstlich hergestellter waschaktiver Substanzen (künstliche Tenside), kurz ein Syndet.

Aber wie entstehen jetzt eigentlich industrielle Waschstücke und Syndets (was ein Wort?!) ?

Im Supermarktregal sieht alles ganz hübsch und wohlklingend aus: „Cremedusche“, „Pflegeseife“, „sensitiv“, „mit Seidenextrakt“ …
Aber was steckt wirklich drin und wie wird es hergestellt?

Die Antwort: Es gibt zwei Hauptwege, wie industrielle Reinigungsprodukte entstehen. Und keiner davon hat viel mit handgemachter Seife zu tun.

1. Heißverseifung in großen Kesseln

Man nehme industriell verfügbare, sehr günstige Fette – häufig tierische Fette, Palmöl oder Kokosfett – und verseife sie bei hohen Temperaturen (90–120 °C) mit Lauge.
Damit die Reaktion vollständig abläuft, wird meist ein Überschuss an Lauge verwendet. Anschließend wird Salz zugegeben, wodurch sich die Seife von der restlichen Flüssigkeit trennt – ein Vorgang, den man Aussalzen nennt. Etwas, was wir Seifensieder zur Verarbeitung von Seifenresten zu Putzseifen machen.

Übrig bleibt Kernseife, die zwar reinigt wie ein Weltmeister, sogar Fenster und Brille streifenfrei, aber mit Pflege eher nichts mehr am Hut hat. Reine Waschkraft, ja, vor allem aber ohne feuchtigkeitsspendendem Glycerin und noch schlimmer, ohne Rückfettung.
Wenn die Lauge überwiegt, wäscht sie nicht nur sauber, sondern auch trocken – Hautfeuchtigkeit bye bye.
Das natürliche Glycerin wird dabei nämlich entfernt, weil es sich anderweitig besser (und teurer) verkaufen lässt. Damit schmieren wir im Winter die Türdichtungen ein, damit sie nicht zufrieren.

Die entstandene Rohseife wird dann:

  • getrocknet,
  • zerkleinert,
  • mit Duft-, Farb- und Füllstoffen gemischt
  • und zu hübschen Waschstücken gepresst.

Tadaa, ein Stück wie das andere und in Massen produzierbar.

2. Herstellung von Syndets (synthetischen Waschstücken)

Ganz anders laufen die Dinge bei sogenannten Syndets, synthetische Reinigungsprodukte, die gar keine Seife im eigentlichen Sinne enthalten.
Flüssigseifen aus dem Supermarkt gehören fast immer dazu.

Sie bestehen aus:

  • künstlich hergestellten Tensiden, z. B. Sodium Lauryl Sulfate (SLS),
  • Bindemitteln,
  • Duftstoffen,
  • manchmal rückfettenden Substanzen,
  • Konservierungsmitteln und anderen Zusätzen.

Die Pulver oder Schmelzen werden unter Druck zu Waschstücken geformt – ähnlich wie man Futterpellets presst, nur mit Duft.
Der pH-Wert lässt sich dabei ganz gezielt einstellen – ob neutral, sauer oder basisch, je nach Zielgruppe.
Hautfreundlich? Kann sein. Irgendein Vorteil echter Seife? Definitiv nein.

Natürlich oder synthetisch, echt eine Frage?

Echte Naturseife ist die einzige waschaktive Substanz, die ganz ohne chemische Umwandlung auskommt – sie entsteht einfach natürlich, wenn Öl auf Lauge trifft.

Bei Tensiden sieht das anders aus:
Es gibt keine 100 % natürlichen Tenside, wie es echte Seife ist.
Viele gelten zwar als naturbasiert (z. B. aus Kokosöl oder Zucker), aber sie müssen chemisch verändert werden, um überhaupt waschaktiv zu sein.

Für zertifizierte Naturkosmetik (z. B. nach COSMOS) gelten deshalb einige ausgewählte Tenside wie Decyl Glucoside, Lauryl Glucoside und auch SCI als erlaubt – im rechtlichen Sinn, nicht im Sinne von Natur gemacht.

Ob das für einen selbst passt, darf jeder entscheiden – Echte Seife bleibt eben echte Seife und das macht einen Unterschied. Wer es einmal probiert, merkt den Unterschied sofort.

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